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ZF: Stellenabbau in Deutschland - Neue Werke in den USA und Indien

Friedrichshafen / Lesedauer: 4 min

ZF Friedrichshafen baut neue Jobs auf - allerdings in den USA und in Indien. Das hat mit dem Verbrenner-Aus in Europa zu tun. ZF nennt noch andere Gründe.
Veröffentlicht:14.02.2024, 17:00

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Während der Zulieferer ZF Friedrichshafen an den deutschen Standorten Tausende Stellen abbauen will, investiert das Unternehmen kräftig in neue Werke in den USA und Indien. Dafür nimmt ZF mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Hand. Das hat auch mit dem Verbrenner-Aus in Europa zu tun. Plug-in-Getriebe sollen vor Ort in den USA produziert werden.

Erst vor wenigen Tagen hat der Konzern angekündigt, seinen Standort Gray Court in den USA ausbauen zu wollen. Das Werk in South Carolina wird demnach der erste Standort in Nordamerika sein, an dem konventionelle und elektrifizierte Antriebssysteme produziert werden können, für Pkw und Nutzfahrzeuge. Die Investitionskosten liegen bei rund 460 Millionen Euro.

Plug-in-Getriebe sollen künftig in den USA produziert werden

Die Fabrik in Gray Court wurde im Jahr 2013 eröffnet. Heute produzieren dort rund 1900 Mitarbeiter für ZF die dritte Generation des Acht-Gang-Automatikgetriebes und das Neun-Gang-Automatikgetriebe für Pkw sowie Powerline, das hybridfähige Acht-Gang-Automatikgetriebe für mittelschwere Lastwagen, Busse und Pick-ups.

Die Plug-in-Getriebe werden derzeit in Deutschland produziert, für unsere nordamerikanischen Kunden stellen wir sie von 2025 an in Gray Court her. Das ist Teil unserer Strategie, mit unseren Werken möglichst nah vor Ort bei unseren Kunden zu sein.

Stephan von Schuckmann

Eine wesentliche Rolle spielt laut Mitteilung die Fertigung der vierten Generation eines Achtgang-Automatikgetriebes, das für Modelle mit Verbrennungsmotor inklusive Plug-in-Hybriden entwickelt wurde. „Die Plug-in-Getriebe werden derzeit in Deutschland produziert, für unsere nordamerikanischen Kunden stellen wir sie von 2025 an in Gray Court her. Das ist Teil unserer Strategie, mit unseren Werken möglichst nah vor Ort bei unseren Kunden zu sein“, so ZF-Vorstandsmitglied Stephan von Schuckmann laut Mitteilung.

Während in Deutschland zwei Werke geschlossen und kräftig Stellen abgebaut werden, werden in dem US-Werk 400 neue Jobs aufgebaut.

Nachdem auf dem nordamerikanischen Markt Hybridantriebe wieder verstärkt nachgefragt würden, könne ZF mit den erweiterten Produktionskapazitäten zukünftig noch flexibler auf veränderte Wünsche der Kunden eingehen, „je nachdem, welche Elektrifizierungsstrategie sie verfolgen.“

Die Verschiebung von Investitionen in die USA hat demnach maßgeblich damit zu tun, dass in den Märkten außerhalb Europas weiterhin auf den Verbrennermotor gesetzt wird. Die Hochlaufplanungen sehen bereits im kommenden Jahr bis zu 200.000 Einheiten vor.

200 Millionen Euro werden in ein indisches Werk investiert

Geld in die Hand nimmt ZF auch in Indien. In Oragadam, Indien, hat ZF am Mittwoch ein Werk zur Produktion von vorwiegend elektrischen Komponenten für den indischen und globalen Markt eröffnet.

In diesem Produktionsnetzwerk spielen unsere europäischen und deutschen Werke, neben ihrer lokalen Produktionsaufgabe, eine wichtige Rolle als Leitwerke für produktionstechnisches Know-how. Somit stärken die jüngsten Werksprojekte unsere Position als weltweit führender Systemlieferant von Nutzfahrzeugtechnologie.

Peter Laier

„In diesem Produktionsnetzwerk spielen unsere europäischen und deutschen Werke, neben ihrer lokalen Produktionsaufgabe, eine wichtige Rolle als Leitwerke für produktionstechnisches Know-how. Somit stärken die jüngsten Werksprojekte unsere Position als weltweit führender Systemlieferant von Nutzfahrzeugtechnologie“, so Peter Laier, Mitglied des ZF-Vorstands.

Dekarbonisierung von Nutzfahrzeugantrieben - weltweit

Oragadam ist das 19. ZF-Werk auf dem indischen Subkontinent, das zehnte in der Region Tamil Nadu ganz im Süden Indiens. Dort werden demnächst auf über 7000 Quadratmetern neben Bremsen und Fahrwerkkomponenten auch elektrische Komponenten wie Luftkompressoren für leichte und mittelschwere Nutzfahrzeuge produziert. In einer zweiten Phase soll die Werksgröße auf 15.300 Quadratmeter erweitert werden. Das Gesamtinvestitionsvolumen bis 2032 umfasst 200 Millionen Euro.

ZF will Einfuhrzölle und Transportkosten vermeiden - Deutsche Standorte sollen profitieren

Mit dem Ausbau ihrer globalen Produktionskapazitäten folge die ZF-Division CVS, die weltweit der größte Anbieter von Nutzfahrzeug-Systemtechnik ist, einer langfristigen Wachstums- und Nachhaltigkeitsstrategie, so das Unternehmen: „Die Nachfrage in wichtigen Marktregionen wird durch den Aufbau von Werken vor Ort erfüllt („local for local")“, begründet ZF die Entscheidung. Auch helfe lokale Produktion, Einfuhrzölle und Transportkosten zu vermeiden.

Die deutschen Standorte profitierten von dieser Strategie, da auch sie Komponenten für die Systeme zuliefern - so ZF. So würden für Powerline Mechatronik-Module aus Saarbrücken und elektronische Steuerungen aus Auerbach nach Gray Court geliefert. Und das ZF-CVS-Werk in Friedrichshafen wurde erst im jüngst abgeschlossenen Zielbild als Leitstandort Elektromobilität für Nutzfahrzeugantriebe definiert.

„Mit den Investitionen in die neuen Produktionskapazitäten macht ZF auch seine Anstrengungen mit Blick auf Nachhaltigkeit deutlich“, heißt es in der Mitteilung. Generell spare eine Produktion in der Region Emissionen, die sonst durch den Transport von Komplettsystemen aus entfernteren Standorten verursacht werden. Den neuen Standort in Indien plant ZF mit 100 Prozent erneuerbarer Energie zu betreiben.