Uns im Westen fehlt eine Impfung – und zwar eine gegen Ideologie Meine Wünsche für 2024 – warum wir nicht nur träumen dürfen, sondern müssen

Seit 2020 habe ich mir an jedem Silvester gesagt: Wenigstens kann es im neuen Jahr wohl nicht mehr schlimmer kommen – es kann nur besser werden.

Jedes Mal habe ich mich bitter getäuscht.

Darum habe ich dieses Mal zum Jahreswechsel meine Erwartungen drastisch heruntergeschraubt. Mein einziger Wunsch ist eigentlich, dass wir nicht noch ein Katastrophen-Jahr erleben.

Ein guter Freund aus Moskau, früher ein Aushängeschild von Putins Regierung, schrieb mir heute, dass er nur einen vorrangigen Wunsch habe: „Dass das Töten aufhört.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und ich finde, es ist meine Pflicht, diesen Wunsch meines Freundes hier wiederzugeben. Und ich meine damit nicht nur die Ukraine, sondern alle Kriege. Und ich bitte alle, hier die weltanschaulichen und ideologischen Streitereien hintan zu stellen und nicht dem Reflex zu verfallen, sofort mit dem Hinweis zu kommen, wer schuld ist. Und stattdessen einfach einmal an all das menschliche Elend zu denken, dass diese Kriege anrichten. An das schier unendliche Leid der Angehörigen der Toten, an die Verletzten, die nie mehr ein normales Leben führen werden können, ebenso wie die vielen, vielen Traumatisierten.

Wenn man sich dieses Elend ansieht, erscheinen die Probleme im eigenen Land erst einmal vergleichsweise gering.

Aber das sind sie nicht.

Denn faktisch haben Kultur-Revolutionäre die Kommandostellen in Politik, Medien und weiten Teilen der Wirtschaft erobert und sind dabei, unser Land derart umzubauen, dass es immer schwerer wiederzuerkennen ist.

Wenn man – wie ich notgedrungen – im Ausland lebt (wo übrigens Silvester ein friedliches Fest war, ohne sichtbare Polizeipräsenz), spürt man bei Heimatbesuchen besonders drastisch, wie sehr sich Deutschland zum Negativen verändert. Weil man eben nicht den Effekt der schleichenden Gewöhnung hat. Und ein Kontrastbild.

Wenn ich von Besuchen in Berlin zurück in mein Exil in Montenegro komme, ist der erste Gedanke: Wieder raus aus dem Sozialismus, wieder zurück in Europa. Wenn ich das meinen montenegrinischen Freunden erzähle, lachen sie. Und ich auch. Aber es ist zum Heulen.

Dass einem ausgerechnet der Balkan, der für uns lange Zeit als besonders unsicher und als Krisengebiet galt, heute als sicherer Zufluchtsort erscheint und als Hort von alten europäischen Werten, ist ein Treppenwitz der Geschichte.

‘Alles geht bergab‘

In diesem Zusammenhang hatte ich ein besonders bewegendes Erlebnis bei einem kurzen Heimatbesuch im Sommer in meiner Geburtsstadt Augsburg. Ich komme gerne mit Leuten ins Gespräch und so geschah das auch mit einer Verkäuferin. Es stellte sich heraus, dass sie im gleichen Stadtteil lebt, in dem ich groß geworden bin. Sie beklagte sich darüber, wie alles bergab geht und sie sich in der eigenen Heimat immer mehr als Fremde fühle.

Erstaunlicher Dialog

Nach einer Weile sagte ich ihr, dass ich jetzt im Ausland lebte.

Sie fragte mich sehr interessiert, wo.

Ich sagte: In Montenegro.

Sie antwortete: Wo ist das?

Ich sagte: Im früheren Jugoslawien.

Dann kam ihre Antwort, die mich fast umhaute – sie meinte, mit strahlenden Augen: „Sie Glücklicher!“

Was für ein Armutszeugnis für Deutschland, dass man inzwischen beneidet wird, wenn man im früheren Jugoslawien lebt!

Natürlich gibt es auch in meiner Exil-Heimat wie überall viele Probleme. Aber da ich hier Gastfreundschaft genieße, möchte ich diese hier nicht in den Vordergrund stellen. Sondern den positiven Kontrast: In Montenegro gibt es keine „politische Korrektheit“ – was jemand denkt, ist seine Privatsache. Und niemand fürchtet sich, das auszusprechen. Dem Staat käme es hier nie in den Sinn, seine Bürger umzuerziehen. Auch all die Auswüchse des Corona-Systems, das Denunzieren, die Obrigkeitshörigkeit, sie waren und sind hier undenkbar. Auch wenn die Regeln teilweise denen in Deutschland ähnelten – bei der Umsetzung lagen Welten dazwischen.

Die Gesellschaft in Montenegro hat, wie die meisten osteuropäischen Gesellschaften, eine Impfung: gegen sozialistisches Gedankengut. Gegen Umerziehung und Belehrung von Seiten des Staates. Gegen Obrigkeitshörigkeit. Gegen Denunziation.

Viele Jahrzehnte real existierenden Sozialismus haben Antikörper in den Köpfen der Menschen hinterlassen, die so vielen im Westen fehlen.

Wenn ich den Menschen hier von den Auswüchsen der „Wokeness“ in Deutschland erzähle, den Auswüchsen der rot-grünen Ideologie, schütteln sie nur ungläubig den Kopf.

Die Menschen hier zeichnet eine echte Toleranz aus – im Gegensatz zu der gespielten Pseudo-Toleranz der Rot-Grünen im Westen. Wie jemand lebt und liebt, interessiert hier in der Regel niemanden. Solange er daraus keine Religion macht und nicht ständig Dinge, die privat sein sollten, in die Öffentlichkeit zerrt. Einer meiner besten Freunde hier ist homosexuell – und sagt, er habe damit nie Probleme gehabt. Weil das Thema niemanden interessiert.

In weiten Teilen des Westens, allen voran der USA und Deutschland, ist die „Wokeness“, die rot-grüne Ideologie, zu einer Art neuen Religion geworden, wie Josef Kraus erst kürzlich in einer brillanten Analyse in der „Jungen Freiheit“ darlegte: „Die Götzen heißen jetzt ‘der Fremde‘, ‘das Diverse‘, ‘das Klima‘ … Man prophezeit die Apokalypse. ‘Jedes Heilsversprechen ist zugleich Elendspropaganda‘ (Norbert Bolz). Herrschen mit Angst ist das: Phobokratie! Man verspricht Paradiese, hat neue Propheten (Greta!), praktiziert mit Wohlwollen von Spitzen des Staates (Kinder-)Kreuzzüge, prangert vermeintliche ‘Todsünden‘ an. Der Exorzismus und die Exkommunikation Ungläubiger folgt. Reuige Sünder gehen wie Flagellanten in Sack und Asche. Man huldigt einem Adventismus als säkularisierter Version totaler irdischer Gerechtigkeit. In Anlehnung an Karl Marx: Auch solche Religion ist Opium des Volkes.“

Schöner kann man unser Elend wohl nicht auf den Punkt bringen.

Nur eines möchte ich der Analyse von Kraus noch hinzufügen: Dass unser Grundelend darin besteht, dass weite Teile von Politik, Medien und Kultur in eine totalitäre Denkweise zurückgefallen sind. Die andere Meinungen nicht mehr als Bereicherung auffasst, sondern als Zumutung, als etwas Böses, was ausgemerzt werden muss.

Leider beschränkt sich das Phänomen nicht nur auf die rot-grünen Kulturkrieger. Auch manche ihrer Gegner sind genauso vehement im Umgang mit abweichenden Meinungen (was ich selbst als Putin-Kritiker am eigenen Leib immer wieder erlebe – wo schnell Kritik an einer Regierung zum Hass auf ein Land – das ich liebe – umgedeutet wird, so als sei Kritik an Scholz Deutschland-Hass).

Mein größter Wunsch für 2024 ist, dass die Vernünftigen auf allen Seiten der Front diesen Totalitarismus überwinden. Ein Beispiel dafür war für mich ausgerechnet der Grüne Cem Özdmir – nach meiner Erinnerung war er einzige, der AfD-Chef Tino Chrupalla nach der Stich-Attacke sein Mitgefühl aussprach – während ihn Bayern Innenminister Joachim Herrmann von der CSU auf menschlich zutiefst unanständige Weise verhöhnte.

Ich wünsche mir, dass wir wieder zurückfinden zu Empathie, zu einem sachlichen, freundlichen Umgang miteinander. Ich bin überzeugt: Die große Mehrheit hat all das nie verlernt. Nur sind es die Lautsprecher, die wir besonders wahrnehmen: Die sich die Plätze an den Schalthebeln erobert haben – begünstigt durch Besonderheiten der neuen Medien – die zwar „soziale Medien“ heißen, oft aber alles andere als sozial sind.

Meine Wünsche

Ich wünsche mir, dass die Mitte ihr Wort erhebt, dass sie laut wird. Nicht schrill, aber lauter als die ganzen Glaubenskrieger. Dass all diejenigen, die nicht der neuen Religion anhängen, sondern Tag für Tag daran arbeiten, dieses Land am Laufen zu erhalten, statt sich festzukleben und umzuverteilen, dass diese Normalbürger den Ton angeben. Dass die vielen Vernünftigen, die in eine politische Apathie verfallen sind, die Kraft finden, aus dieser aufzuwachen. Den Mund aufzumachen.

Wenn die Mehrheit aufhört, sich von den Ideologen und Kultur-Revolutionären, den Anhängern eines „Kulturmarxismus eines Antonio Gramsci“ (Kraus) wie ein Ochse an der Nase herum durch die gesellschaftliche und politische Arena ziehen zu lassen, dann hat unser Land eine Zukunft.

Wenn das nicht gelingt, müssen die Moralibans unser Land wohl erst endgültig gegen die Wand fahren – wie es ihre geistigen Verwandten, die Sozialisten, in Osteuropa gemacht haben. Irgendwann wird dann auch, wie es in den früheren Ostblock-Ländern bereits geschehen ist, eine neue Generation heranwachsen, mit einer Immunität gegen Ideologien.

Für die meisten von uns wäre das aber zu spät.

Deshalb sollten wir heute etwas tun.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Kraft und Energie – und ein 2024 mit weniger Ideologie und mehr gesundem Menschenverstand, mit echter Toleranz statt totalitärer Toleranz-Imitation, mit echter Buntheit und Offenheit statt der aktuellen Farce von „Buntheit und Offenheit“. Mit Politikern, die sich mehr den Menschen verpflichtet fühlen als ihrer eigenen Ideologie. Mit Journalisten, die sich als Kontrolleure der Mächtigen verstehen und nicht davon träumen, einen Platz am Tisch der Mächtigen zu bekommen oder Essensreste von diesem Tisch. Mit Wirtschaftsführern, die sich auf Innovation und Kundenfreundlichkeit konzentrieren statt darauf, Männchen zu machen vor dem Zeitgeist.

Wenn Sie nun sagen werden, dass mit mir die Phantasie durchgegangen ist, antworte ich Ihnen: Man darf nicht nur träumen, man muss es sogar! Denn wenn wir anfangen, das Normale für unmöglich zu halten und das Unmögliche, das wir erleben, für normal, spätestens dann sind wir Teil des Problems!

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Bilder: Boris Reitschuster

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